Tschad: Flüchtlinge zwischen den Fronten
Härtere Sanktionen gefordert
Von Ben Case
New York. Sudanesische Flüchtlinge im Tschad geraten zusehends zwischen die Fronten in den Auseinandersetzungen zwischen den Regierungen in Khartum und N’Djamena. Beide Staaten fliegen zurzeit Bombenangriffe gegeneinander und werfen einander die Unterstützung von Rebellengruppen vor. In dieser Situation fordert die in den USA ansässige Rettet-Darfur-Koalition (SDC) von der internationalen Gemeinschaft gezielte Sanktionen.
Zu den letzten Opfern gehören nach Angaben der UN-Mission im Tschad MINURCAT zwei Tschader, die am 28. Mai bei einem sudanesischen Bombenangriff ums Leben kamen. Vier weitere Menschen wurden verletzt. Alle hielten sich in der Nähe des Flüchtlingslagers Oure Cassoni auf, das in sieben Kilometer von der Grenze zum Sudan auf tschadischem Gebiet liegt.
Im Tschad gibt es insgesamt zwölf Lager, die sudanesische Flüchtlinge aufnehmen und immer schwerer zu versorgen sind. Die Vereinte Nationen und Hilfsorganisationen haben ihre Programme wegen der eskalierenden Unsicherheit um Oure Cassoni einstellen müssen. Die UN schätzen, dass die Operationen der sudanesischen Regierung gegen die Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM) und andere Rebellengruppen in der Krisenregion Darfur 300.000 Tote und 2,7 Millionen Vertriebene zu verantworten haben.
Zudem hat die sudanesische Regierung im März 13 Hilfsgruppen aus Darfur verbannt – nach Einschätzung von Beobachter eine Reaktion auf den vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) am 4. März erlassenen Haftbefehl gegen den sudanesischen Staatspräsidenten Omar al-Bashir.
Khartum hat die Wahl
“Es ist höchste Zeit, dass die USA und andere führende Staaten der Welt Khartum vor die Wahl stellen”, sagt SDC-Präsident Jerry Fowler. Entscheiden müsse sich der Sudan zwischen einer erneuten Zulassung der Hilfsorganisationen und konkreten Schritten in Richtung Frieden und der weiteren Torpedierung jeder Aussöhnung.
Entscheidet er sich gegen Hilfe und Frieden, müsse die internationale Gemeinschaft zu Strafmaßnahmen greifen, die Wirkung zeigten. Das bedeute etwa eine diplomatische Isolation, wirtschaftliche Sanktionen und ein ausgedehntes Waffenembargo. Bislang habe man mit zahnlosen Aktionen keinerlei Besserung erreicht.
Übergriffe gegen Frauen
Die Bombenangriffe sind allerdings nur eine Bedrohung, der die Flüchtlinge im Tschad ausgesetzt sind. Hinzu kommt nach einem neuen Bericht der Organisation Ärzte für Menschenrechte Hunger und sexuelle und andere körperliche Gewalt gegen Frauen. Die Organisation hat im Lager Farchana Frauen befragt. 60 Prozent gaben an, unter Hunger zu leiden und sich nicht zu trauen, das Lager zu verlassen, um sich besser zu versorgen.
Frauen, die diesen Mut aufbrachten, wurden vielfach brutal misshandelt, vergewaltigt und in der Folge von ihren Gemeinschaften und Familien verstoßen. Zudem sollen alle Frauen in dem beobachteten Lager unter größten psychischen Problemen leiden. (afrika.info/IPS)
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Quelle: http://www.savedarfur.org/