Münster – Kinderarzt hilft bei Katastropheneinsätzen

Münster – Kinderarzt hilft bei Katastropheneinsätzen
Joachim Gardemann aus Münster leitet Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe
Münster (ddp-nrw). Joachim Gardemann zeigt auf das Miniaturmodell eines afrikanischen Dorfes mit Häusern, Zelten und Rot-Kreuz-Wagen. Er hält einen kleinen Panzer in der Hand. «In einem Kriegsgebiet dürfen Sie nie die Straße verlassen und in einen Graben flüchten. Der könnte mit Minen verseucht sein», warnt der Mediziner aus Münster die Studenten. Nach zahlreichen Auslandseinsätzen für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) kennt der 54-jährige Kinderarzt die Gefahren. Gardemann ist einer von zahlreichen Freiwilligen, die sich unter der Flagge des DRK auf die Schauplätze von Kriegs- und Naturkatastrophen wagen, um dort humanitäre Hilfe zu leisten.
«Das tue ich gemeinsam mit anderen Ärzten, Krankenschwestern oder Ingenieuren», erzählt der im privaten Umgang zurückhaltend wirkende Mann. An der Fachhochschule Münster leitet Gardemann das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe, das die Soforthilfe bei Katastrophen im In- und Ausland koordiniert und Studierende in praktischen Einsatzübungen unterweist. Als Kinderarzt ist Gardemann in Krisengebieten überaus gefragt. «Die Kleinsten trifft es nach einer Katastrophe am härtesten», berichtet er aus seiner Erfahrung.
Ob im Kosovo oder in Darfur (Sudan), in Sri Lanka oder im Iran – der 54-Jährige hat viel Elend gesehen. Sein jüngster Einsatz führte ihn im Mai 2008 ins Erdbebengebiet nach China. «Das Krankenhaus vor Ort war zerstört. Wir vom Roten Kreuz haben auf einer Autobahn ein Zeltlazarett aufgebaut und uns um die Menschen gekümmert.»
Für die Auslandseinsätze steht dem DRK bundesweit ein Pool aus 300 Freiwilligen zur Verfügung. ‘Viele davon sind aus Nordrhein-Westfalen», sagt Svenja Koch, Sprecherin des DRK in Berlin. Das Personal für die mobilen Nothilfe-Einheiten Krankenhaus, Gesundheitsstation sowie Wasser und Hygiene suche die Organisation je nach Ausbildung, Sprachkenntnissen und Erfahrung aus. Mancher Helfer im Bereich des Internationalen Roten Kreuzes, gibt sie zu bedenken, habe im Einsatz auch sein Leben verloren.
Für Gardemann begann alles mit einer Fortbildung in Flüchtlings- und Auslandsmedizin in Münster. Die belegte der damalige Amtsarzt der Stadt, um sich besser um die Flüchtlinge, die aus dem ehemaligen Jugoslawien in die Stadt kamen, kümmern zu können.
In Windeseile war er zum Fachmann geworden. «Mein erster Auslandseinsatz für das DRK ging 1994 ins ostafrikanische Ruanda», erinnert er sich. «Ich war anfangs ziemlich naiv», sagt der 54-Jährige über seinen medizinischen Einsatz in Ruanda. Viele Kinder habe er während des Völkermordes an den Tutsi sterben sehen. Schlimmes habe er erlebt, Angst aber nie gehabt. «Es gibt strikte Regeln für uns Rotkreuzler, zum Beispiel, bestimmte Viertel einer Stadt zu meiden.»
Gardemann hat 1999 auch den Kosovo-Krieg miterlebt und geholfen, an der Grenze zu Mazedonien für die Flüchtlinge ein Zeltkrankenhaus mit 250 Betten aufzubauen. Zum Erdbeben 2003 im Iran sagt er nur knapp: «Es gab 38 000 Tote.» Kurze Zeit später war der Münsteraner wieder unterwegs – in der Bürgerkriegsregion Darfur. «Dort haben wir neben einem Flüchtlingslager eine Basisgesundheitsstation aufgebaut, die bis heute arbeitet», erzählt er.
Und nach dem Tsunami 2004 in Sri Lanka kämpfte der Münsteraner in einem von Tamilen kontrollierten Rebellengebiet nicht nur gegen die Folgen der Flutwelle. «Naturkatastrophe und Krieg – das ist eine schlimme Kombination.» «Ein bisschen Abenteuer ist immer mit dabei», gibt der Mediziner zu, dem bei seinen Einsätzen bislang nichts passiert ist. Als «humanitärer Eroberer» sieht sich der Kinderarzt aber nicht. «Ich habe großen Respekt vor denen, die meine Hilfe benötigen.»
Probleme nach der Heimkehr hat der Familienvater nach eigenen Angaben nicht. Er kann gut umschalten. «Obwohl man nie weiß, wann der nächste Einsatz kommt», sagt Gardemann und hält inne: «Hoffentlich kommt er nie.»
(ddp)
Quelle: http://www.ad-hoc-news.de/muenster-kinderarzt-hilft-bei-katastropheneinsaetzen–/de/Regional/20362292

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