Angst vor neuem Konflikt im Sudan
Nach dem Friedensabkommen zwischen dem Nord- und Südsudan 2005 hofften viele auf ein Ende des zwei Jahrzehnte währenden Konflikts. Fünf Jahre später steht Afrikas größter Staat am Scheideweg.
Der 9. Januar 2005 war für viele Menschen im Sudan mit großen Hoffnungen verbunden: Mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen Nord und Süd wurde der Schlusspunkt unter einen der längsten Konflikte des Kontinents gesetzt.
Zwei Jahrzehnte lang hatten der überwiegend von arabischstämmigen Moslems bewohnte Norden und der von schwarzafrikanischen Christen und Animisten bewohnte Süden einen erbitterten Bürgerkrieg geführt. Nach dem Tod von etwa zwei Millionen Menschen und der Flucht und Vertreibung von vier Millionen Sudanesen vor allem im schwer zerstörten Süden sollte das Land endlich zur Stabilität zurückkehren.
Gespanntes Verhältnis zwischen Nord und Süd
Fünf Jahre später drohen die Konflikte zwischen den ethnischen Gruppen im Nord- und Südsudan erneut zu eskalieren. Bei Kämpfen im Südsudan wurden nach UN-Angaben binnen einer Woche mindestens 140 Menschen getötet.
Zahlreiche Hilfsorganisationen warnten vor einem neuen Krieg im Sudan. Die Region drohe in Gewalt, Armut und politischen Spannungen zu versinken, erklärten die Organisationen. Ihren Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr im Südsudan rund 2500 Menschen getötet und 350.000 vertrieben. Das seien mehr Tote, als es im gleichen Zeitraum in der westsudanesischen Krisenregion Darfur gegeben habe.
Auch in Darfur steht eine Lösung des Konfliktes noch aus. Dort kamen in den letzten sieben Jahren rund 300.000 Menschen ums Leben. Der internationale Strafgerichtshof hat gegen Präsident Omar al- Baschir Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen in Darfur erlassen.
Wahlen im April?
Viele Punkte des vor fünf Jahren unterzeichneten Friedensabkommens sind noch immer nicht umgesetzt, auch wenn der Süden eine Teilautonomie erhalten hat und die Volksbefreiungsbewegung des Südens in Khartum an der Regierung beteiligt ist. Im April sind Wahlen angesetzt – für die Bevölkerung des Südens zum ersten Mal seit 26 Jahren die Möglichkeit, ein neues Parlament und einen Präsidenten zu wählen.
Im kommenden Jahr sollen die Menschen im Süden in einer Volksabstimmung zudem über völlige Unabhängigkeit und einen eigenen Staat entscheiden. Doch je näher beide Termine rücken, desto mehr wächst die Angst vor einem neuen Konflikt im Sudan.
Autorin: Katrin Ogunsade (dpa, epd, afp)
Redaktion: Klaudia Pape