Krisenherd und Kriegsland
Vortrag über den Sudan und seine Entwicklung
(si) Stellt der Sudan eine Gefahr für den Weltfrieden dar? Die derzeitige Situation und die mögliche Entwicklung des Krisenlandes Sudan mit Auswirkungen auf ganz Afrika und damit auch auf globale politische und wirtschaftliche Verhältnisse zeigte Oberst a. D. Heinrich Quaden in einem Vortrag in Hammelburg auf. Der ehemalige Militärattaché sprach in eines Seminar der Hanns-Seidel-Stiftung, das der Arbeitskreis Außen- und Sicherheitspolitik organisiert hatte.
„Haupthindernis für die Entwicklung Afrikas sind die Kriege des Kontinents“, sagte Quaden. Jahrzehnte mit Krieg und Terror haben im Sudan ihre Spuren hinterlassen. Die Gewalt habe Millionen Opfer gekostet, Misstrauen gesät und die Gesellschaft zersetzt. Friedensverträge seien zwar unterschrieben, aber immer wieder gebrochen worden.
Der Sudan ist siebenmal größer als Deutschland, hat etwa 38 Millionen Einwohner mit 550 Stämmen, die die unterschiedlichsten ethnischen Strukturen haben. „Der Sudan ist einer der größten Gefahrenherde Afrikas mit knappen Ressourcen an Wasser und Weideland“, so Quaden. Im Norden gebe es Grenzprobleme mit Ägypten, im riesigen Gebiet Nubien schwierige Stammesinteressen, im Süden einen ständigen Unruhezustand, in der Provinz Darfur herrsche Krieg und im Osten gebe es ständige Grenzprobleme mit Eritrea.
Der Norden Sudans mit der Hauptstadt ist arabisch und islamisch geprägt, der Süden afrikanisch und vorwiegend christlich. Das seien unausgleichbare Gegensätze, die sich von der Regierungsebene bis in die einzelnen Familien durchziehen, so Quaden. Hinzu kommen die Ölvorkommen im zukünftigen Grenzgebiet zwischen Nord- und Süd-Sudan, die sich nach Beobachtung Quadens wie ein Turbolader in den Verteilungskonflikten auswirken.
Bodenschätze und Erdöl liegen überwiegend im Süden, die Raffinerien und die Pipeline zum einzigen Verladebahnhof am Roten Meer allerdings im Norden. Hinzukommen religiöse Probleme: Die offizielle Staatsreligion im Nordsudan ist der Islam, im Südsudan sind es Christentum, Islam oder Volksreligionen.
Ein Vertrag aus dem Jahr 2005 sieht die schrittweise Unabhängigkeit des Süd-Sudan vor mit einem abschließenden Referendum 2011 über eine zukünftige föderale oder souveräne Staatsform. Der 9. Januar wird laut Quaden daher in der weiteren Entwicklung des Sudan ein entscheidendes Datum werden. An diesem Tag soll es im Süden ein Referendum zur Unabhängigkeit geben.
Source: http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Krisenherd-und-Kriegsland;art770,5843310