Kampf gegen Vertuschung und Verharmlosung

Kampf gegen Vertuschung und Verharmlosung
Von Uta Biestmann-Kotte
Osnabrück.
Kürzlich spielte er noch für ein Theaterprojekt in Uganda, jetzt liest er aus einem Roman über den Völkermord in Ruanda. Der Osnabrücker Schauspieler Laurenz Leky sitzt neben Moderatorin Jutta Sauer von der Jury des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises auf der Bühne der Lagerhalle und führt das Publikum zurück in das Jahr 1994.
Vor dem Hintergrund des hundert Tage dauernden Völkermordes in Ruanda wird der Schweizer Entwicklungshelfer David Hohl als Hauptfigur zwischen Privatleben und Politik aufgerieben. „Hundert Tage“ lautet denn auch der Titel jenes ersten Romans des 1971 geborenen Schweizer Dramatikers Lukas Bärfuss, diesjähriger Sonderpreisträger beim Friedenspreis.
Leky blieb bei seiner Lesung dicht an Davids Innenleben, dessen Erkenntnis vom Versagen angesichts von Morden und Stammesfeindschaften. Neu aufgebaute Infrastrukturen nützen vor allem Regierung und Mordpropaganda. Ein moralischer Irrtum, der zusammen mit europäischer Überheblichkeit und „Missionierungseifer“ zu Unverständnis und Misstrauen führt. Die Rechnung „Wir wollten sie erlösen und auf den Pfad der Tugend zurückführen“ geht nicht auf. Als sich dann noch Davids Geliebte Agathe zur hasserfüllten Fanatikerin wandelt, ist die Politik auch in seinem Leben angekommen.
Die eigene Ohnmacht erleben muss auch Brian Steidle in dem preisgekrönten US-Dokumentarfilm „Die Todesreiter von Darfur“. Der nach der Lesung gezeigte Film begleitete den früheren Soldaten 2003 bei seinem Einsatz als Militärbeobachter im Sudan. Er wird Zeuge des Völkermords an den Schwarzafrikanern in Darfur durch regierungskonforme arabische Truppen: ein Verbrechen unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit. Steidle zeigt niedergebrannte Dörfer, tote Kinder und verkohlte Leichen und kämpft gegen Vertuschung und Verharmlosung. Früher Ruanda, heute Darfur – und noch immer erschreckend aktuell.
AQuelle: Kampf gegen Vertuschung und Verharmlosung