Rhönkauz: Der Sudan an der Saale
Es gibt Schlagzeilen in den Tageszeitungen, die sind provozierend. Und es gibt Unterzeilen, die gleichen einer Kriegserklärung. Eine solche ist dem Rhönkauz Ende letzter Woche unter die Augen gekommen, ausgerechnet in der Zeitung, in der er seine geistigen Irrflüge unternehmen darf.
„UN-Beobachter üben den Ernstfall in der Region Saal, Aubstadt und Wargolshausen“. Weil 34 UN-Beobachter für die Bundesrepublik Deutschland in den Sudan entsendet werden sollen, üben sie ausgerechnet im Grabfeld für ihren Einsatz.
Die UN-Fachleute werden wissen, was der Sudan und das Grabfeld gemeinsam haben, damit der Übungseffekt möglichst groß für die Männer und Frauen ist.
Der Rhönkauz, der zwar kein Winterquartier im Sudan je angeflogen hat, weiß aber mit Sicherheit, dass es weder in Karthoum noch in Malakal je eine Metzgerei mit derjenigen in Saal aufnehmen kann – wenn es in dem afrikanischen Land überhaupt so etwas gibt wie Hausmacherwurst in Dosen gibt.
Vielleicht ist es auch nur die landschaftliche Ähnlichkeit. Denn so wie das sudanesische Nilbecken von Gebirgsausläufern umrandet wird, so sind es im Grabfeld ja auch die Haßberge und die Berge der Rhön, die den schönen Landstrich umschließen.
Von rivalisierenden Stämmen hört man ebenfalls nichts im Grabfeld – im Gegensatz zu mancher Gemeinde in der tiefsten Rhön.
Womöglich klärt sich die Sympathie der UN für Rhön-Grabfeld aber auch ganz einfach mit einem politischen Zustand hierzulande, der so alt ist wie das Königreich der Nubier, der Wiege des Sudan. Denn der Landesname Sudan ist abgeleitet vom mittelalterlichen arabischen Bezeichnung „Bilad as-Sudan“. Das heißt auf Deutsch „Land der Schwarzen“.
Quelle: http://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/Rhoenkauz-Der-Sudan-an-der-Saale;art765,5807575