Der lange Weg zu einem „neuen“ Sudan
von Dr. Zakaria Mohamed Ali Abedelrahman
Eine Chance für einen dauerhaften Frieden in Sudan besteht, wenn ein echter Föderalismus, der den Bundesstaaten mehr Autonomie zugesteht und die lokale Ebene stärkt, umgesetzt wird.
Sudan kann hier von anderen afrikanischen Staaten wie z. B. Südafrika oder Nigeria lernen. Diese Staaten haben sehr unterschiedliche Entwicklungen vollzogen, um föderale Strukturen zu etablieren und damit den Interessen der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden.
Um ein stabiles System zu etablieren, bei dem der Großteil der sudanesischen Bevölkerung zufrieden ist, muss die Macht- und Finanzverteilung auf Bund, Länder und Kommunen stattfinden. Dabei ist es wichtig, dass es Kontrollinstitutationen gibt, die die Finanzverteilung regelmäßig überprüfen und bei Bedarf Änderungsvorschläge unterbreiten.
Um den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Regionen gerecht zu werden, sollte bei der Besetzung von öffentlichen Ämtern, besonders auch bei den Bundesaufgaben, ein Rotationssystem eingeführt werden und Stellen prozentual entsprechend der Bevölkerungszusammensetzung besetzt werden.
Eine restriktive Sprachpolitik, wie sie im Sudan in den letzten Jahrzehnten betrieben wurde, ist ein Unterdrückungsinstrument gegenüber zahlreichen einheimischen Ethnien. Hier muss die Möglichkeit bestehen, die eigene Sprache zu erhalten, und diese auch in der Schule parallel zu der Nationalsprache zu erlernen. Dies vermittelt Selbstbewusstsein und verdeutlicht, dass Sudan keine arabische Nation mit einer Sprache, einer Religion und einer Kultur ist.
Um ein demokratisches System zu etablieren, das die Bedürfnisse aller Menschen der multiethnischen Gesellschaft befriedigt, muss sich die sudanesische Regierung bereit erklären, mit allen gesellschaftlichen Gruppen, insbesondere auch aus den marginalisierten Gebieten, über die Zukunft des Sudans zu verhandeln. Die Machthaber fürchten jedoch, ihre über 50 Jahre innegehabte Macht aufgeben zu müssen. Die Daten aus dem Schwarzen Buch haben diese Tatsache untermauert.
Die Abspaltung von Südsudan ist einhergegangen mit einer Aufteilung der natürlichen Ressourcen (insbesondere Öl) zwischen den beiden Ländern. Die sudanesische Regierung wollte mit dieser Trennung der internationalen Gemeinschaft zeigen, dass sie den Frieden im eignen Land sucht.
Sie hat jedoch kein Interesse daran, einen gerechten Frieden für den nach der Abspaltung verbliebenen restlichen Teil des Landes auszuhandeln. Die Krisenherde in den Nubabergen, Darfur, Blauer Nil-Region und Ostsudan zeigen, dass es im Sudan „brodelt“.
Derzeit weigert sich noch die Militärregierung, alle gesellschaftlichen relevanten Gruppen an der Macht zu beteiligen, aber je länger sie wartet, desto heftiger wird der Widerstand werden. Diktatorische Systeme, bei denen nur eine Minderheit regiert, können sich nicht auf Dauer an der Macht halten.